Gedanken zur Jahreslosung 2017

„Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“

(Hesekiel 36,26)

An der Uniklinik Frankfurt würden künftig keine Herztransplantationen mehr vorgenommen, hieß es in einer Pressemeldung. „Zu geringe Fallzahlen in einem medizinisch komplexen Bereich“ gab die Klinikleitung als Begründung an.
Das Herz ist nicht nur medizinisch ein „komplexer Bereich“. Es steht für das Leben überhaupt, für die Persönlichkeit, für das Menschsein an sich. Wenn das Herz ausfällt, ist man tot. Wenn das Herz versteinert, stirbt der Patient den geistlichen Tod.

„Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz“ – diesen Psalmvers singen wir oft im Gottesdienst. Es ist die dringliche Bitte, Gott möge an mir handeln, an meinem Herzen, meiner Seele, meinem Geist. Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, erkenne ich auch tatsächlich Veränderungen an mir. Da, wo ich scheinbar gescheitert bin, habe ich am meisten gelernt. Wenn es nicht nach meinem Kopf ging. Wenn ich warten, „aushalten“ musste.
Die Veränderungen geschehen nur langsam. Es ist eben keine Herz-Operation, nach der ich aufwache und ein neuer Mensch wäre, einer, der Gottes Willen erkennt und ihn ohne Murren tut.
Trotzdem: Ich bin eine andere geworden, seit Gott mein Herz so berührt hat, dass es in seinem Wort den Schöpfer der Welt erkennen konnte. Und im gekreuzigten Mann mit der Dornenkrone meinen Erlöser. Für mein früheres steinernes Herz waren diese Bilder belanglose, menschliche Fantasien. Jetzt weiß ich von einer anderen Wirklichkeit, die eine große Sehnsucht in mir wach hält.

Aber der Heilungsprozess meines Herzens dauert. Ständig verhärtet es sich wieder. Mein großes Ich meint immer wieder, besser zu wissen, was gerade nötig wäre, wohin der Weg gehen müsste. Dass es Freiheit bedeutet, die Zügel aus der Hand zu geben, geht uns modernen Menschen gegen den Strich.
Trotzdem hält Gott an seinem Versprechen fest, unbeirrbar: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch“. Er setzt immer wieder neu an, auch wenn sein Volk regelmäßig zurückfällt in Eigensinn und Selbstüberschätzung. Gott selbst arbeitet an unseren Herzen, an diesem „komplexen Bereich“.

Vor 500 Jahren hat Luther diese Erkenntnis neu entdeckt. Nach jahrelanger verzweifelter Suche nach dem „richtigen“ Leben, das Gott genügen könnte, hatte er endlich gefunden, was ihn befreite: die Erfahrung, dass wir Gottes Zuwendung niemals durch eigene Leistung erzwingen können. Wir schaffen das nicht. Aber Gott verändert uns.
„Ich will meinen Geist in euch geben und Menschen aus euch machen, die nach meinen Geboten leben“ lässt Gott Hesekiel ausrichten. 1517 schlug Luther dieselbe Botschaft kraftvoll an die Kirchentür: Allein Gottes Geist wirkt die Umkehr und ermöglicht wirkliche Veränderung und eine neue Gotteserfahrung.
Es ist eigentlich nicht zu verstehen – aber Gott liebt uns. Trotz allem. Wir haben es nicht verdient. Aber mein neues Herz glaubt es.

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