10. Sonntag nach Trinitatis

Auf der Seite "Andachten" finden Sie einen einen Gottesdienst von Pfarrer Schröder zum Hören, die Predigt folgt hier als Text und am Ende wieder als PDF verlinkt.

Predigt zum 10. Sonntag nach Trinitatis

Liebe Gemeinde,

seit nun etwa einer Woche sind wir zurück von unserer Toskana-Jugendfreizeit an der Ostsee. Zehn Tage lang waren wir gemeinsam mit 25 Jugendlichen aus unserer Gemeinde, aus dem Kirchenbezirk und der Gesamtkirche unterwegs. Eine intensive Zeit liegt hinter uns. Gemeinschaft ist entstanden untereinander, die sicher auch über diese Tage hinweg bleiben wird. Und mit unserem Glauben haben wir uns auseinandergesetzt. Haben gemeinsam Andachten gefeiert und über unser Freizeitthema nachgedacht: „Abenteuer Freiheit – mit Gott auf Schritt und Tritt“ hieß es da. Ein kleines bisschen möchte ich Euch heute mit hineinnehmen in unsere Freizeit.

Abenteuer Freiheit. Was ist eigentlich Freiheit? Bin ich frei, wenn ich alles machen darf, was ich will? Oder bin ich frei, wenn ich sein darf, der ich bin? Und wie frei bin ich eigentlich? In unserem Land doch ganz schön stark. Oder doch nicht, wenn da soviel Druck in der Schule und unter Gleichaltrigen ist? Und was bedeutet es eigentlich, wenn die Bibel sagt, dass wir im Glauben frei sind? Ist das vielleicht nochmal eine ganz andere Dimension der Freiheit, wenn ich wissen darf, dass Gottes Ja mir unverbrüchlich gilt – egal was die anderen sagen oder denken.

Das alles waren Dinge, die uns beschäftigt haben bei der Auseinandersetzung mit unserer Freiheit. Und dabei haben wir gemerkt, dass Freiheit etwas ganz Wunderbares ist, weil sie Raum zum Leben gibt. Aber zugleich wurde uns auch deutlich, dass da, wo ich frei bin, auch meine Verantwortung anfängt. Wenn ich frei leben darf, dann habe ich eben auch zu entscheiden und zu verantworten, wie ich lebe. Das kann dann manchmal auch ein ganz schönes Abenteuer sein. Eben: Abenteuer Freiheit.

Wie gut, wenn man bei diesem Abenteuer Freiheit nicht alleine unterwegs ist. Wenn da Menschen sind, die mit uns gehen und Menschen, die schon vor uns gegangen sind und uns Vorbilder sein können. Ganz besonders gut aber, wenn es einen Gott gibt, der mitgeht. Mit Gott auf Schritt und Tritt. So lautete unser Freizeit-Thema weiter. Und da haben wir viele Geschichten von Menschen gehört, die genau das erlebt haben. Begleitet zu sein von Gott im Abenteuer Freiheit.

Eine solche Person, die das erlebt hat, ist Mose. Lasst uns aus dem zweiten Buch Mose hören, wie Gott ihn in die Freiheit ruft und ihn dazu stärkt.

1 Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. 2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. (3 Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. 4 Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5 Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! 6 Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott 2

Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.) 7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. 8 Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. 9 Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Drangsal gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, 10 so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst. 11 Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten? 12 Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott dienen auf diesem Berge. 13 Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? 14 Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt.

Das Volk Israel war in ägyptischer Gefangenschaft. Die Sklaventreiber der Herrschenden setzten ihnen ordentlich zu und ließen sie über die Maßen schuften. Von Freiheit keine Spur. Da ruft Gott den Mose mitten auf dem Feld in seinen Freiheitsdienst. Er soll sein Volk in die Freiheit führen. Mose bekommt wackelnde Knie vor diesem Abenteuer Freiheit. Er fragt, wie das bitte gehen soll.

Wir haben nicht den großen Dienst des Mose, ein Volk in die Freiheit zu führen. Doch die wackelnden Knie vor der Freiheit kennen wir vielleicht auch. Das Leben zu gestalten mit seinen Aufgaben das ist nicht nur für Heranwachsende manches Mal eine Herausforderung. Auch die Großen kennen wohl die weichen Knie und das sorgende Herz. Wie soll das alles gehen? Wird es alles gut werden?

Das Erstaunliche, das Mose erfahren darf: Gott weiß mit wackelnden Knien umzugehen. Denn er schickt den Mose nicht fort oder ruft ihn zu mehr Tapferkeit auf. Stattdessen spricht er ihm gut zu und macht ihm dadurch neuen Mut. Und wir tut er das? Nicht indem er behauptet, dass alles halb so wild wird und es keine Probleme geben wird. Sondern indem er sich selbst zusagt, und das mit seinem Namen. Wer seinen Namen unter einen Vertrag setzt, der gibt die größte Verbindlichkeit. So auch Gott hier. Er gibt seinen Namen drauf. Und sein Name hat es in sich: „Ich werde sein“. Das bedeutet: In allem, was kommen wird, sei es leicht oder schwer, kannst Du dich darauf verlassen: „Ich werde da sein.“ Du wirst nicht allein sein.

Wenn wir heute am Israelsonntag über das nachdenken, was uns mit dem Volk Israel und dem Judentum verbindet, dann ist es auch dieser Name und der Gott, der sich damit verlässlich zusagt. Wir leben gemeinsam im Glauben an unseren Gott, der nicht auf gut Wetter macht oder nur an den Sonnentagen des Lebens da ist. Sondern wir glauben an einen Gott, dessen Name uns Treue zusagt an allen Tagen des Lebens. Jesus Christus ist in seinem Leben und Sterben der deutlichste Ausdruck dieses Gottes. Er geht mit in die Höhen und die Tiefen des Lebens. Und weit darüber hinaus. In diesem Glauben lasst uns es immer wieder wagen, das Abenteuer Freiheit.

Amen.

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