Festakt und Dankgottesdienst zum Abschluss der Renovierungsarbeiten

Mit einem Festakt und einem Gottesdienst feierte unsere Gemeinde am 4. und 5. Mai 2019 den Abschluss der gelungenen umfangreichen Renovierung ihrer fast 700 Jahre alten Kapelle in Limburg.

Der Stadtarchivar Limburgs, Dr. Christoph Waldecker, sagte anlässlich des Festaktes in seinem Vortrag über die Geschichte der Kapelle, dass keine Limburger Kirche eine ähnlich bewegte Vergangenheit habe. Die Kapelle „In der Erbach“ sei ein Gotteshaus, an dessen bau- und nutzungsgeschichtlicher Entwicklung sich Teile der Stadthistorie nachvollziehen lasse.

1322 bis 1324 wurde sie erbaut, als Klosterkapelle des Klosters Eberbach, das in Limburg eine Niederlassung betrieb. Nach dem „zisterziensischen Bauprogramm“ entstand ein schlichter Saalbau mit unverputzten Bruchsteinmauern, mit nur kleinen Lichtöffnungen. Der Dreißigjährige Krieg zog die Kapelle in Mitleidenschaft. Waldecker zitierte eine Quelle, wonach nach dem Abzug schwedischer Truppen 1636 die Kapelle „in gutem Obdach, inwendig aber sehr ruiniert“ war.

Nach der Säkularisation der Klöster 1803 fiel das Kloster Eberbach – und damit auch die Limburger Niederlassung, an den Fürsten von Nassau-Usingen. Damit endete auch die Nutzung der Kapelle als Gotteshaus. Sie wurde nun zum Salzlager, der Dachboden zum Getreidespeicher, später war sie auch zeitweise Lager für Selterswasser. 1830 überließ die herzogliche Regierung die Kapelle der sich neu gründenden evangelischen (unierten) Gemeinde. 1831 wurde sie als erste evangelische Kirche Limburgs eingeweiht. „Die Zahl der Protestanten wuchs in den folgenden Jahren so stark an“, erklärte Christoph Waldecker, „dass schon zehn Jahre später die Kapelle mit 80 Sitzplätzen zu klein war, obwohl vermutlich schon 1831 eine Holzempore eingebaut worden war.“

Nachdem die Protestanten eine neue, größere Kirche gebaut hatten, erwarb die jüdische Gemeinde die Kapelle und nutzte sie als ihre Synagoge. Aber auch die jüdische Gemeinde wuchs in den nächsten Jahren stark an und schaute sich nach einem größeren Grundstück um. Als sie 1902 eine neue Synagoge bauen konnte, verkaufte sie die Kapelle in der Erbach an den Fiskus.

So kam es, dass die Kapelle im 20. Jahrhundert auch zum Aktenlager wurde. 1948 schließlich wurde die Kapelle an die evangelisch-lutherische Gemeinde vermietet, die damals noch von Steeden aus pastoral versorgt wurde. Vier Jahre später wurde die St. Johannes-Gemeinde selbständig. 2002 konnte sie die Kapelle vom Land Hessen erwerben.

Waldecker wies in seinem Vortrag auch darauf hin, dass immer wieder Renovierungen nötig waren: „Seit dem Bau 1322 musste immer wieder Zeit, Geld und Energie in die Erhaltung der Kapelle gesteckt werden. Die heutige Gemeinde steht damit in der Tradition ihrer Vor-Nutzer über die Jahrhunderte. Nur so kann das Erscheinungsbild, für das unsere Stadt berühmt ist, erhalten werden.“

Vor gut einem Jahr stand die St. Johannes-Gemeinde vor der Entscheidung, die alte Heizung, die nicht mehr funktionierte, zu reparieren oder gleich eine neue Heizung einzubauen – und dann endlich auch weitere nötige Renovierungsarbeiten in Angriff zu nehmen. Der Entschluss stand bald fest – und so sorgt nun eine neue Luftheizung für Wärme, die Kapelle und ihre Einrichtung wurde in Absprache mit dem Denkmalamt komplett neu gestrichen, die Elektrik erneuert. Und, was für die Gemeinde besonders wichtig ist: es konnte eine Toilette eingebaut werden.

An dem Festakt dankte die Gemeinde denn auch den an der Renovierung beteiligten Firmen und besonders dem Architekten, Hans Schmitt, für seine umfangreiche Unterstützung. Symbolisch wurde ihm dafür die Kapelle geschenkt – in Form eines detailgetreuen Modells.

Der Festakt wurde umrahmt von Beiträgen des Salonorchesters Zollhaus; durch das Programm führte Pfr. Sebastian Anwand. Im Anschluss daran wurde zu einem Empfang in das vor der Kapelle aufgebaute Zelt eingeladen.

Im Dankgottesdienst am Sonntag, 5. Mai, predigte der Bischof der SELK, Hans-Jörg Voigt, D.D.. Er nahm an diesem „Hirtensonntag“ das Bild des Hirten und seiner Schafe auf und verglich die Kapelle mit einem Schafstall, in dem die Schafe sich sicher und beschützt fühlten – und auf die Stimme ihres Hirten hörten.

Im Zelt, das auf dem Vorplatz der Kapelle aufgebaut war, wurde anschließend an den Gottesdienst ein Mittagessen angeboten; die zahlreichen interessierten Gäste konnten sich über die Geschichte und die Renovierung der Kapelle informieren.

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Die St. Johannes Kapelle in Limburg
Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover)