Gottesdienst am Sonntag Lätare - 22. März 2020

aus der Ev.-Luth. Kirche „Zum Heiligen Kreuz“
Gemünden (Westerwald)

Der Gottesdienst ist auf der Seite "Andachten" auch als Video zu sehen, der Text kann am Ende der Seite als PDF heruntergeladen werden. 

Begrüßung 

Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, liebe Gemeinde! 

Ganz herzlich begrüßen wir Sie/begrüßen wir Euch zum Gottesdienst unserer ev.-luth. Kirchengemeinde „Zum Heiligen Kreuz“ hier in Gemünden. Der heutige Sonntag trägt den Namen Lätare, zu Deutsch: „Freuet euch“. 

Wenn Gottes Wort heute auf eine etwas andere Weise zu uns gesprochen wird, als wir es sonst gewohnt sind, dann hat das besondere Gründe. Wir alle kennen sie inzwischen zur Genüge. Die Corona-Krise hat unser Land, ja den ganzen Erdball binnen kürzester Zeit verwandelt, mit allen so unangenehmen Begleiterscheinungen, bis hin zu der Tatsache, dass gemeinsame Gottesdienste mit allen Gemeindegliedern untersagt sind. 

Und dennoch, wie der Name des heutigen Sonntags es ausdrückt: Wie dürfen uns freuen, dass wir in allen Geschehnissen dieser Tage nicht alleine gelassen sind, sondern gewiss sein dürfen, dass unser Gott mit uns ist. 

Allen, die diesen Gottesdienst mitfeiern, sei es am Handy oder am Computer, 

allen wünschen wir Gottes reichen Segen. Amen.“ 

Eingangslied: In dir ist Freude in allem Leide (ELKG 288) 

In dir ist Freude in allem Leide, 

o du süßer Jesu Christ! 

Durch dich wir haben himmlische Gaben, 

du der wahre Heiland bist; 

hilfest von Schanden, rettest von Banden. 

Wer dir vertrauet, hat wohl gebauet, 

wird ewig bleiben. Halleluja. 

Zu deiner Güte steht unser G'müte, 

an dir wir kleben im Tod und Leben; 

nichts kann uns scheiden. Halleluja. 2 

 

Introitus (ELKG 027) 

Freuet euch mit dem Volke Gottes 

und seid fröhlich alle, die ihr es liebhabt; 

denn ihr sollt satt werden von den Brunnen seines Trostes 

und euch erfreuen an der Fülle seiner Herrlichkeit. 

Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten 

und von Herzen dir nachwandeln! 

Wenn sie durchs dürre Tal ziehen, 

wird es ihnen zum Quellgrund, 

Sie gehen von einer Kraft zur andern 

und schauen den wahren Gott in Zion. 

Denn Gott der HERR ist Sonne und Schild; 

der HERR gibt Gnade und Ehre. 

Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. 

Ehre sei dem Vater und dem Sohne 

und dem Heiligen Geiste 

wie es war im Anfang, jetzt und immerdar 

und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

Tagesgebet 

Ewiger Gott, 

dein Sohn hat sich für uns in den Tod gegeben, und aus seinem Tod ist Vergebung, Leben und Hoffnung erwachsen für die ganze Welt. 

Gib uns den Mut, uns für die einzusetzen, die Hilfe brauchen und Unbequemes auf uns zu nehmen, wo es nötig ist. Lass uns Jesus voll Vertrauen folgen und so das Leben finden durch ihn, Christus, unseren Herrn. 

Epistel: 2. Korinther 1, 3-7 

3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, 

4 der uns tröstet in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott. 

5 Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. 

6 Haben wir aber Trübsal, so geschieht es euch zu Trost und Heil. Haben wir Trost, so geschieht es zu eurem Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden. 

7 Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: wie ihr an den Leiden teilhabt, so werdet ihr auch am Trost teilhaben. 3 

 

Glaubenslied: Ich glaube großer Gott (blaues Beiheft 726) 

1) Ich glaube großer Gott, an deine Schöpfertat; 

ich glaube dass der Herr du bist, der Allmacht hat. 

Die Liebe bist du auch, das weiß und glaube ich, 

vor deiner Größe bet‘ ich an und beuge mich. 

2) Ich glaube, Gottes Sohn, dass du der Christus bist, 

der von des Vaters Schoße kam und einzig ist. 

Zu sühnen unsre Schuld starbst du als Menschensohn; 

als Auferstandner stehst du ein vor Gottes Thron. 

3) Ich glaube, Heilger Geist, dass du die Schrift eingabst, 

und dass als milder Tröster du die Seelen labst. 

Du öffnest Herz und Sinn, führst in die Wahrheit ein: 

durch dich wohnt Jesus tief in mir und ich bin sein. 

Predigt 

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Amen. 

Schwestern und Brüder in Christus, 

1 Diese Tage fühlen sich unwirklich an. Einerseits ist der Frühling da: blauer Himmel, Sonnenschein, herrlich blühende Bäume und Sträucher, duftende Blumen, wunderbares Vogelgezwitscher. Aufatmen. Sonne tanken. Das Leben genießen. Das tut so gut. 

2 Andererseits ist gar nichts gut in diesen Tagen: Unser Land befindet sich in einer dramatischen Lage. Seit dem 2. Weltkrieg hat es so etwas noch nicht gegeben. Die Corona-Pandemie hält viele Menschen in ihren Häusern und Wohnungen gefangen; Spielplätze sind verwaist. Wir sollen Abstand voneinander halten. Im Moment wird täglich alles schlimmer. Das Leben in der Frühlingssonne genießen – das geht gerade nicht. 

3 Heute feiern wir den Sonntag Lätare, „Freuet euch!“ Auch dieser Sonntag scheint nicht zu passen. Nicht nur wegen dem Coronavirus, sondern weil wir mitten in der Passionszeit sind. 

Freuen sollen wir uns? Gerade heute? Wir denken in den Wochen vor Ostern an Jesus, der auf dem Weg nach Jerusalem ist. Dort wird er verraten, misshandelt und getötet werden. Und wir sollen einen fröhlichen Gottesdienst feiern – das geht gerade nicht! 4 

 

4 Es ist die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, die wir erleben. 

Entbehrung, Leiden und Sterben, Ungewissheit bei gleichzeitigem Erwachen der Natur, bei der Entfaltung der wunderbaren Schöpfung Gottes. 

5 Als Christinnen und Christen brauchen wir diesen Sonntag Lätare gerade ganz besonders. Der Apostel Paulus nennt den Grund für die Freude. Er schreibt in seinem Brief an die Korinther. Wir haben es eben in der Lesung gehört: 

„Wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. 

Und unsere Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: wie ihr an den Leiden teilhabt, so werdet ihr auch am Trost teilhaben.“ 

(2. Korinther 1, 5+7) 

Paulus stellt der Gemeinde in Korinth vor Augen, dass ihre Leiden nicht sinnlos sind. Vor allem aber sind sie darin nicht alleingelassen, sondern mit Jesus Christus verbunden, der selbst gelitten hat. Leid und Entbehrung ist für Paulus gerade kein Zeichen für Gottverlassenheit, sondern für Christusnähe! 

Dass Leiden Zusammenhalt fördert, erleben wir auch gerade. An vielen Orten zeigen sich Menschen hilfsbereit, gründen Initiativen zur Nachbarschaftshilfe, rufen sich gegenseitig an, sind aufmerksamer und rücksichtsvoller. 

6 Bundeskanzlerin Angela hat gestern einen Satz gesagt, der sich mir eingeprägt hat. Sie mahnt die Empfehlungen der Virologen zur Eindämmung der Pandemie einzuhalten und weist besonders auf den Abstand von mindestens 1,5 Metern zum Mitmenschen hin. 

Sie sagt dann den Satz: Abstand ist (im Moment) Ausdruck von Fürsorge! Abstand ist Ausdruck von Fürsorge. Wer seinen Nächsten liebt, der gehe bitte auf Distanz. 

Das hört sich so falsch an, und ist doch im Moment das Richtige. 

Als Christinnen und Christen dürfen wir uns freuen, weil sich uns ein ähnlich ungewöhnlicher Satz eingeprägt hat. Nicht eigentlich ein Satz ist es, sondern ein Entschluss, der unser ganzes Leben prägt. Gott wollte unsere Distanz zu ihm nicht länger ertragen. Dass Menschen ihn auf Sicherheitsabstand halten, ihn nicht an sich heranlassen, ja nicht heranlassen können, weil die Sünde sie unüberwindbar von ihm trennt, deshalb hat er, Gott, beschlossen: Der Abstand muss weg! „Nähe ist Ausdruck von Fürsorge“. Nähe ist Ausdruck meiner Liebe zu den Menschen! Und so sandte er Jesus Christus zu uns, seinen Sohn. In ihm ist Gott uns nahe. 

Deshalb: „Freuet euch!“ Nicht weil Jesus stirbt, sondern weil er für uns stirbt: Er besiegt den Tod, überwindet unsere Schuld und schließt den Abstand zu Gott. 5 

 

„Freuet euch!“, denn der Vater hat seinen Sohn zum Leben erweckt! Jesus lebt, und wir sollen auch leben. 

Christus ist Sieger über alles, was uns niederdrücken will. Deshalb wird der Sonntag „Lätare“ auch das kleine Osterfest genannt. Im Leiden schauen wir voraus auf die wunderbare Zukunft, die Christus uns vorbereitet hat. 

7 Liebe Gemeinde, gerade in diesen Tagen, in denen reichlich Leiden über uns kommen, sollen wir auch reichlich getröstet werden. In allen Wirrnissen dieser Welt, in aller Unsicherheit und Verzweiflung bleibt Gott am Werk. 

Wir werden Abstand voneinander halten – Gott aber denkt nicht daran. 

In Jesus Christus ist er uns nahe. Gestern, heute und an jedem neuen Tag bis ans Ende der Welt. Amen! 

(Pfarrer Sebastian Anwand) 

Lied nach der Predigt: Jesu, meine Freude (ELKG 293) 

1) Jesu, meine Freude, / meines Herzens Weide, / Jesu, meine Zier, 

ach wie lang, ach lange / ist dem Herzen bange / und verlangt nach dir! 

Gottes Lamm, mein Bräutigam, / außer dir soll mir auf Erden / 

nichts sonst Liebers werden. 

2) Unter deinem Schirmen / bin ich vor den Stürmen / aller Feinde frei. 

Laß den Satan wettern, / laß die Welt erzittern, / mir steht Jesus bei. 

Ob es jetzt gleich kracht und blitzt, / ob gleich Sund und Hölle schrecken, / 

Jesus will mich decken. 

4) Weg mit allen Schätzen! / Du bist mein Ergötzen, / Jesu, meine Lust. 

Weg, ihr eitlen Ehren, / ich mag euch nicht hören, / bleibt mir unbewußt! 

Elend, Not, Kreuz, Schmach und Tod / soll mich, ob ich viel muß leiden, / 

nicht von Jesu scheiden. 

Fürbittengebet 

Pfarrer: 

Lasst uns miteinander und füreinander beten: 

Beter 1 

Allmächtiger Gott, barmherziger Vater, wir danken dir für alles, was du uns bislang an Leib und Seele Gutes getan hat und bitten dich von Herzen in dieser schwierigen Zeit: 6 

 

Bewahre uns und alle unsere Lieben in deiner Hand. 

Schütze und errette uns und schenke es, dass wir recht bald wieder mit unserer ganzen Gemeinde Gottesdienst feiern können. 

Gemeinde: Kyrie eleison, Herr erbarme dich. 

Beter 2 

Hilf allen Kranken zur Genesung, 

erbarme dich der Sterbenden und tröste alle, 

die von Trauer, Angst und Anfechtungen geplagt werden. 

Besonders bitten wir dich auch für das medizinische Personal in den Krankenhäusern, um Schutz vor Ansteckung und Kraft zur Bewältigung der Lage. 

Sei mit deinem Trost bei den Menschen in Krankenhäusern und Pflegeheimen, die gerade nicht besucht werden können. Aber dein Wort und dein Trost sind ja nicht gebunden, darauf vertrauen wir. 

Gemeinde: Kyrie eleison, Herr erbarme dich. 

Beterin 3 

Halte deine schützende Hand über unser Land, 

schenke denen, die zu regieren haben, guten Rat und Weisheit, 

kröne die Bemühungen der Wissenschaftler mit Erfolg und schenke allen denen, die für die Wirtschaft und das öffentliche Leben Verantwortung tragen, gute Ideen, um Schaden abzuwenden. 

Sei besonders bei den Kindern, hilf ihnen, mit den Einschränkungen ihres alltäglichen Lebens fertig zu werden und gib den Eltern gute Nerven und verständnisvolle Arbeitgeber. 

Gemeinde: Kyrie eleison, Herr erbarme dich. 

Pfarrer: 

Herr Jesus Christus, du bist auf die Erde gekommen, hast gelitten und bist gestorben. Gib, dass wir das Geheimnis deiner Liebe und unserer Erlösung stets vor Augen haben und nicht aufhören, dir dafür zu danken. 

Der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und regierst in Ewigkeit. Amen. 7 

 

Vaterunser 

Vater unser im Himmel 

Geheiligt werde dein Name. 

Dein Reich komme. 

Dein Wille geschehe, 

wie im Himmel, so auf Erden. 

Unser tägliches Brot gib uns heute. 

Und vergib uns unsere Schuld, 

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. 

Und führe uns nicht in Versuchung, 

sondern erlöse uns von dem Bösen. 

Denn dein ist das Reich 

und die Kraft und die Herrlichkeit 

in Ewigkeit. Amen. 

Segen 

Geht in diese Tage mit dem Segen Gottes: 

Es segne und behüte euch der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist Amen. 

Zurück