Gottesdienst Miserikordias Domini, 26. April 2020

Auf der Seite "Andachten" finden Sie einen Familiengottesdienst als Video und einen weiteren Gottesdienst zum Hören aus Steeden, die Predigt folgt hier als Text und am Ende wieder als PDF verlinkt.

Predigt zum Sonntag Miserikordias Domini 

26. April 2020 

(zu hören unter den Telefonnummern: 06482/941267 ,-68 , -69) 

Liebe Gemeinde, 

erinnern Sie sich daran, wann sie das letzte Mal Topf-Schlagen gespielt ha-ben? Wenn nicht, dann ist es vielleicht ja heute mal wieder Zeit dafür. Ei-nen Schal um die Augen gebunden, ein letztes Mal geprüft, ob wirklich nichts zu sehen ist und dann geht es los. „Warm, warm, wärmer, heiß! Kalt. Kälter. Ganz kalt.“ Stimmen über Stimmen. So kann man da durch den Raum irren auf allen Vieren und ganz schön verwirrt werden, vorsichtig tastend auf der Suche nach dem richtigen Weg. 

So oder so ähnlich mag es vielleicht derzeit auch denen gehen, die zu entscheiden haben, wieviel neue Nor-malität in der Pandemie schon geht und was noch nicht wieder geht. Die Frage nach Lockerungen beschäftigt derzeit das ganze Land. Und wenn man die Politiker dazu hört, dann merkt man, wie schwer diese Aufgabe ist, das richtige Maß an Lockerung zu finden. Oder anders gesagt: Für unser Land einen guten Weg durch die Corona-Krise zu finden. 

Was wir da in der großen Politik erleben, das kennen viele von uns ja auch aus dem kleinen Privaten: Die Frage: Wo geht es hin? Wo soll ich meinen nächsten Schritt hinsetzen? Wie finde ich einen guten Weg für mich und meine Lieben? Manches Mal ist das gar nicht so einfach. Wenn zum Beispiel nach der Schullaufbahn ein Beruf gefunden werden muss. Oder wenn im Alter geklärt werden muss, wie der Ruhestand aussehen kann. Doch neben diesen großen Richtungsentscheidungen gibt es ja auch die vielen kleinen im Alltäglichen. Wie wollen wir unser Familienleben organisieren? Wie gestalte ich den Alltag? Wie und wo will ich meinen Beruf ausüben? 

Dieser Tage stellen sich solche Richtungsfragen für manch einen aber noch einmal ganz anders. Wer plötzlich sein Unternehmen von der Insolvenz bedroht sieht, oder wer plötzlich auf Kurzarbeit angewiesen ist und dennoch seine Familie weiter ernähren muss, dem stellt sich die Frage „Wie geht’s weiter?“ noch einmal ganz neu und viel bedrohlicher. 

Wie gut wäre es da, doch manches Mal eine Hilfe zu haben, in diesen schwierigen Entscheidungen. Etwas oder jemand, woran ich mich orientieren kann, um einen guten Weg zu finden. Der eine folgt da seiner Le-bensweisheit, der andere hat vielleicht einen Menschen, auf dessen Meinung er zählt. Orientierung aber brauchen wir alle. 

Dass wir Menschen darauf angewiesen sind, im Leben Orientierungshilfe zu bekommen, das weiß auch die Bibel. Und so taucht das Bild des Hirten, das diesen Sonntag prägt, immer wieder auf. Denn der Hirte ist ein Symbol für Orientierung. Daher wurden im Alten Testament die Könige Israels als Hirten bezeichnet. Sie soll-ten Orientierung geben. Und da gab es gute Hirten und schlechte Hirten. Im ganz bekannten Psalm 23 macht der Psalmbeter dann etwas Besonders. Er redet nämlich Gott selbst als Hirten an: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Die Worte dieses Psalms sind wohl vielen von uns gut vertraut. 

Dieses alte Wort des Psalmbeters – und die ganze Sehnsucht nach Orientierung, die da mit drin steckt - nimmt Jesus im heutigen Evangelium auf: 

„Jesus sprach: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ (Johannes 10,11a.27-28) 

Ihr Lieben, Jesus ist der gute Hirte für uns. Was aber bedeutet das? 

Dieses Bild des Hirten kann ja auch Angst machen. Heißt es, dass ich nicht mehr frei bin? Das mir jetzt jemand sagen will, was ich zu tun habe und wo ich meinen nächsten Schritt hinsetzen soll? Ich möchte doch selber Entscheidungen treffen und mein Leben gestalten. 

Ich denke, wenn Jesus sich uns als guter Hirte vorstellt, dann will er uns damit nicht die Freiheit rauben und uns an die Leine nehmen. Nein, sondern er will unsere tiefe Sehnsucht nach Orientierung stillen. Er will uns zum Leben helfen. Und dazu hören wir drei Dinge über diesen guten Hirten: 

Der gute Hirte kennt uns. Jesus kennt seine Herde, jeden Einzelnen. Was für eine Vertrautheit! Meinen Le-bensweg gehe ich also niemals allein und verlassen. Ganz gleich welche Not und welches Dunkel ich erlebe, niemals verliert er mich aus dem Blick. Denn er kennt mich. Was mir in der Taufe zugesagt wurde, das bleibt bestehen: Gott bleibt Dir treu. 

Der gute Hirte schützt uns. Jesus vergleicht es mit einem Mietling, also einem Lohnarbeiter. Wer nur für Geld angestellt wurde, um auf die Herde zu achten, der wird beim ersten Wolfsgeheul das Weite suchen. Doch beim guten Hirten ist das anders. Sein Herz schlägt für seine Herde. Und darum nimmt er es mit den Wölfen des Lebens auf und setzt dafür sogar sein eigenes Leben ein. Jesu Kreuz ist sozusagen das Schutzzeichen Gottes: Er hat den Tod mit seinem lauten Geheul, für uns bezwungen. 

Der gute Hirte leitet uns. Nicht mit einer Leine oder einem Treibstock. Nein, mit seiner Stimme. Unser Gott schweigt nicht, sondern lässt sein hilfreiches Wort hören. Das kann ganz unterschiedlich aussehen. Vielleicht sagt Dir ein Mitmensch dieses Wort zu. Vielleicht liest Du es in der Bibel, vielleicht hörst Du es in einem Got-tesdienst. Durch sein Wort führt er uns durch unser Leben: Er richtet uns auf, er zeigt uns gute Wege und gibt uns seine ewige Perspektive. 

Mit diesem guten Hirten gehen wir durchs Leben und durch diese Tage. Und wo manch Stimmgewirr uns verwirrt, da lasst uns hinhorchen auf seine Stimme, die Stimme unseres guten Hirten. Denn er kennt uns. Und er schützt uns. Und er leitet uns, in Ewigkeit. Amen. 

Lasst uns beten: 

Allmächtiger Gott, barmherziger Vater, 

du bist wie ein guter Hirte und sorgst für uns. Bitte lass uns dein Wort hören und daraus Orientierung für unser Leben finden. Schenke uns das Vertrauen, dass Du uns kennst, uns schützt, uns leitest durch Berg und Tal bis wir einmal in Dir Heimat finden. 

Bitte hilf allen, die in der Politik nach guten Wegen durch die Corona-Krise suchen. Gib ihnen und uns allen Weisheit, ein gutes Maß an Freiheit zu finden. Stärke den Zusammenhalt in unserem Land und bewahre uns vor Uneinigkeit, Neid und Hass. 

Bitte steh all denen bei, die sich um ihr finanzielles Auskommen und ihre berufliche Zukunft sorgen. Lass sie Zuversicht fassen und Hilfe finden für die nötigen Schritte. 

Wir bitten Dich für alle Kranken, Sterbenden und Trauernden. Wecke in ihnen die Hoffnung auf deine ewige Herrlichkeit. 

An dein Herz legen wir auch unsere ganz persönlichen Sorgen und Nöte dieser Tage. 

Und sprechen mit den Worten Jesu: 

Vaterunser im Himmel, geheiligt, werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld - wie auch wir vergeben un-ser‘n Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. 

Es segne und behüte uns Gott, der Allmächtige und Barmherzige, Vater, Sohn und Heiliger Geist. 

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