Gottesdienst zum 1. Weihnachtstag

Auf der Seite "Andachten" finden Sie einen einen Gottesdienst von Pfarrer Schröder zum Hören, die Predigt folgt hier als Text und am Ende wieder als PDF verlinkt.

Predigt zum 1. Weihnachtstag

Liebe Gemeinde,

in diesem ungewöhnlichen Jahr möchte ich gerne einen unge-wöhnlichen Blick auf die Weihnachtsgeschichte werfen. Gut be-kannt ist uns ja allen, was da geschah, als Quirinius Statthalter in Syrien war und ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging. Die Sätze der Weihnachtsgeschichte sind uns schon so gut bekannt, dass manch einer sie auswendig mitsprechen kann. Ich möchte heute aber nach unbekannten Worten hören, die da vielleicht oder wahrscheinlich auch zu hören waren im Stall von Bethlehem. Ich möchte dazu mit jemandem zur Krippe gehen, der sonst oftmals übersehen wird.

Viele Krippenspiele haben dargestellt, wie die Könige oder die Hirten oder auch Maria das erste Weihnachten erlebt haben. Aber, was ist eigentlich mit Josef? Was hat er uns von Weihnachten zu erzählen? Schaut man sich künstlerische Darstellungen vom Stall in Bethlehem an, dann fällt auf, das Josef irgendwie auffällig unauffällig ist. Er stützt auf einem Stab in der zweiten Reihe. Manchmal darf er noch die Öllampe tragen. Einen guten Statisten gibt er ab. Und wenn Sie selbst in ihrer Wohnung eine Krippe aufgebaut haben, dann können sie ja auch mal schauen, wo Josef da zu stehen kommt.

Josef scheint eine unauffällig stille Person gewesen zu sein. Denn auch die Bibel berichtet von ihm auffällig still. In mehreren Geschichten kommt er vor. Doch wir hören keinen einzigen Satz aus seinem Mund. Weder bei der Ankündigung der Geburt Jesu noch bei der Geburt selbst noch bei Jesu erstem Tempelbesuch wird uns ein Wort des Josef überliefert. Und auch als später der zwölf-jährige Jesus im Tempel zurückbleibt und seine Eltern in Schrecken versetzt, ist es Maria, die mit Jesus schimpft. Josef war wohl eher so ein Mann der Tat. Ein Mann, der nicht viele Worte machte. Der einfach treu seine Arbeit tat. Und doch ist seine Geschichte der Heiligen Nacht wichtig.

Ein Stall? Josef wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte, als die Wirtin ihm diesen Vorschlag machte. Seiner lieben Maria hatte er doch schon so viel zugemutet. Wegen seiner Vorfahren hat-ten sie sich überhaupt erst in die ferne Stadt aufmachen müssen. Dann dieser lange Weg mit schwangerem Bauch. Immer wieder brauchten sie Pausen. Und nun soll sie mit ihm in einen kalten und stinkenden Stall gehen. Josef tat es im Herzen weh, seiner Frau nicht mehr bieten zu können. Aber, besser als nichts.

Kurz darauf war Josef froh, dass sie zumindest diesen kleinen Schutzraum hatten. Denn das Kind kam. Und sie waren allein. Nur er und seine Frau. Da war keine Hebamme und keine ältere Ver-wandte, auf die er sich verlassen konnte. Josef musste ran und Maria in diesen schweren Stunden helfen. Er hielt ihre Hand - ganz fest. Stundenlang war er an ihrer Seite. Und dann endlich hielt er ihren Sohn auf dem Arm. Erschöpfung, Erleichterung. Freude.

Josef schnitt einen Teil seines Mantels ab, um das Kind hineinzulegen und warm einzupacken. Einige Zeit später stehen Maria und Josef an der Krippe und schauen ihr Kind an. Mit Ihnen stehen

inzwischen auch die Hirten und die Könige da. Da kommt Josef etwas in den Sinn. Etwas, das ihm gesagt worden war, damals. Er nimmt das Kind aus der Krippe und schaut es freudig an. „Jesus sollst Du heißen“

Hört, was damals dem Josef damals – vor etwa 9 Monaten - gesagt worden war. Aus dem Mat-thäus-Evangelium im 1. Kapitel:

Als Maria dem Josef vertraut war, fand es sich, eh sie zusammenkamen, dass sie schwanger war von dem Heiligen Geist. Josef aber, ihr Mann, der fromm und gerecht war, und sie nicht in Schande bringen wollt, gedachte, sie heimlich zu verlassen. Als er noch so dachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist. Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst Du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden. (Lukas 1,18-21)

Maria schaut ihren Mann überrascht an. Auch die Hirten und Könige schauen nun auf Josef. „Je-sus. Ja, Jesus“, so wiederholt er einige Male. Und mit jedem Mal bekommt dieser Name mehr Bedeutung. „Jesus“. Dieser Name gefiel ihm sehr. Denn er wusste, was die Worte heißen: Je-schuah, Gott rettet. Nichts gab es, was sich der fromme Josef mehr wünschte, als das Gott seine Verheißung wahrmachte und als Retter käme. Wie wunderbar wäre es, wenn Gott nun wirklich sein Volk retten würde aus der Not. Josef schaut das kleine Kind hoffnungsvoll an: „Jesus“

Liebe Gemeinde,

Josef hat einen guten Platz an unserer Krippe verdient. Denn mit seinem Auftrag, Jesus diesen besonderen Namen zu geben, zeigt er an, wer da in der Krippe liegt. Und vielleicht gehören auch seine Worte zu dem, was Maria im Herzen behielt und was die Hirten später freudig weitersagten: Jesus, Gott rettet.

Bei diesen Worten fühle ich mich dem Josef ganz nah. Denn wie er, so brauchen doch auch wir für unser Leben genau dieses Wort: Gott rettet. Ach, dass Gott uns doch Rettung schenken möge aus all dem, was dieses Leben beschwert. Dass Gott den Graben der Sünde und des Todes über-winden möge, um uns heil zu machen. Das ist auch mein Gebet und meine Hoffnung.

Mit dieser großen Sehnsucht schaute Josef in die Augen eines kleinen Kindes. Kann das Gottes Rettung sein? Doch Josef vertraut dem Wort und hofft. Offensichtlich rettet Gott auf so andere Weise, als wir es uns vorstellen. Er reißt nicht mit Macht und Gewalt ein, sondern kommt ganz zärtlich in diese Welt - teilt unser Leben in Freud und Leid. Diesen Gott sehen wir im Stall von Bethlehem bis an das Kreuz von Golgatha. Ein Gott, der rettet, indem er sich selbst für uns hinab-gibt.

Jesus, Gott rettet. Dieses hoffnungsvolle Wort will ich mir von Josef gesagt sein lassen. Und ihn an meiner Krippe ein Stück weiter nach vorne rücken.

Amen.

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