Gottesdienst zum 12. Sonntag nach Trinitatis

Auf der Seite "Andachten" finden Sie einen einen Gottesdienst von Pfarrer Schröder zum Hören, die Predigt folgt hier als Text und am Ende wieder als PDF verlinkt.

Predigt zum 12. Sonntag nach Trinitatis

30. August 2020

Liebe Gemeinde, 

Staub liegt in der Luft und auf dem Boden. Schritte stapfen durch Wasserpfützen. Zwei Bauarbeiter stehen da und beraten sich: Was ist als Nächstes zu tun? Ihre Hände sind dreckig. Schweiß steht auf der Stirn Ein anderer schiebt schon mit der schweren Schubkarre an Ihnen vorbei und macht sich ans Werk, Stein für Stein. Hier ist noch vieles im Werden. Und doch wird hier und da schon etwas sichtbar davon, wie es einmal werden soll. 

Der Apostel Paulus nimmt uns mit auf die Baustelle. Und er will uns verdeutlichen: So ist Kirche, so ist Gemeinde. 

Hört aus dem 1. Korintherbrief im 3. Kapitel 

Wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. Nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe ich den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. (1. Korinther 3,9-11) 

Kirche ist Baustelle. Unsere Gemeinde ist Baustelle. Das macht Paulus deutlich. Auf dieser Erde ist Kirche Jesu immer im Bau. Sie ist nicht fertig und abgeschlossen. Sie ist kein kuscheliges Heim, in dem wir uns zurücklehnen könnten und einfach nur noch genießen. Nein, irdische Kirche ist immer Baustelle. Da ist immer etwas zu tun. Da ist immer auch Veränderung. 

Diese Erkenntnis hilft uns in Zeiten, wo sich viel an den Strukturen in Kirche und auch unserer Gemeinde verändert. Da ist der Pfarrer nicht mehr die ganze Woche nur in unserer Gemeinde unterwegs. Da gibt es bald neue Mitarbeiter, eine Diakonin. Und Gemeindeglieder übernehmen manche Aufgaben, die sie früher so nicht hatten. Ja, ich denke, der nötige Strukturprozess in unserer Kirche macht uns etwas deutlich davon, dass Kirche auf Erden immer Baustelle ist. Da ist Veränderung manchmal erst ansatzweise erkennbar, wie es einmal werden wird. 

Also, folgen wir Paulus auf die Baustelle Gemeinde. 

Zunächst stellt der Apostel fest: Es gibt viele Bauarbeiter auf dieser Baustelle. Und die bauen auf verschiedene Art und Weise. Und das ist ok. Für die Gemeinde in Korinth war das eine brennende Frage. Denn da gab es Spaltungen in der Gemeinde, weil einige meinten: Gemeindeaufbau geht nur auf eine bestimmte Art und Weise. Da gab es die Fans des Paulus, der die Gemeinde damals gegründet hatte. Da gab es aber auch Anhänger seines Nachfolgers, Apollos. Andere wiederrum waren von Petrus begeistert. Dieser gespaltenen Gemeinde macht Paulus deutlich: Es gibt verschiedene Bauarbeiter in der Kirche Jesu. Und es gibt verschiedene Bauweisen. Das ist ok. Konkurrenz ist hier fehl am Platz und Spaltung schadet dem ganzen Bau. Was aber nötig ist, sagt Paulus auch: „Ein jeder aber sehe zu, wie er baut“ Dieses Wort ist an die Bauarbeiter gerichtet, an diejenigen, die Kirche und Gemeinde gestalten. Sie sollen verantwortungsvoll bauen und Material wählen, dass Wert hat. 2 

Der Apostel führt das mit deutlichen Bildern aus: 

Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird es ans Licht bringen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch. (1. Korinther 3,12-15) 

Paulus spricht hier vom Gericht Gottes. Dort wird Gott selbst uns aufzeigen, wo mit gutem Material gebaut wurde und wo es nur Heu und Stroh war. 

Ihr Lieben, 

angesichts dieser ernsten Bilder stellt sich die Frage: Wie aber geht das? Wie bauen wir verantwortungsvoll unsere Gemeinde und Kirche Jesu, damit es Bestand hat? Paulus zeigt dazu auf das Fundament des Baus. Das Fundament der Kirche steht fest. Es ist Jesus Christus. Es ist die Botschaft von der Liebe Gottes, die uns in ihm höchstpersönlich begegnet. Dass uns in ihm die Sünde vergeben und das ewige Leben geschenkt ist. Aus Gnade. Diese Botschaft ist das feste Fundament der Kirche und unserer Gemeinde. Dieses Fundament soll niemals ersetzt werden. Auf dieses Fundament soll die Kirche gebaut werden – mit Steinen, die dazu passen. Daran muss sich wohl jeder Bauarbeiter messen lassen: Ob sein Werk dazu beiträgt, dass Gottes Liebe für Menschen erfahrbar wird. Denn wo das geschieht, hat es Ewigkeitswert. 

Doch hier können unsere Zweifel laut werden: Wie sollen wir das eigentlich machen als Menschen, die wir unsere Schwachheit und unseren Eigensinn immer wieder merken? Wir wissen doch, das wir manches Mal auch mit anderen Materialien bauen als der Liebe Gottes. Wie soll da der Bau Kirche jemals gelingen? Paulus bezeichnet alle Bauarbeiter auf dem Bau Kirche als „Gottes Mitarbeiter“. Das finde ich tröstlich. Ja, es gibt viele Bauarbeiter in der Kirche und sie bauen auf verschiedene Art und Weise. Aber es gibt nur einen Bauherrn. Und dieser Bauherr ist Gott selbst. Er will uns mit unseren Gaben, Ideen und Grenzen in Gebrauch nehmen als seine Mitarbeiter. Aber die Bauaufsicht die wird er behalten. Und er wird für seine Kirche und Gemeinde sorgen. Er wird sie zu einem guten Ende führen. 

Liebe Gemeinde, 

Kirche als Baustelle. Gemeinde als Baustelle. Manches Mal ist ja auch unser eigenes Leben wie so eine Baustelle. Wenn wir das Unfertige in unserem Leben sehen und mit schmutzigen Händen den Schweiß von der Stirn wischen, dann dürfen wir das heutige Wort auch für uns hören: Du baust dein Lebenshaus auf deine ganz eigene Weise. Manchmal glückt es Dir und manchmal ist da mehr Staub und Schweiß. Aber Du darfst wissen: Dein Fundament steht fest: Jesus Christus. Auf ihn bist Du in deiner Taufe ganz fest gegründet worden. Auf seine Liebe und Vergebung kannst Du bauen. Und dann kann Gewissheit wachsen: Der Bauherr meines Lebens, er hat mich im Blick und wird es auch mit mir einmal zum guten Ende führen, in seiner Ewigkeit. Amen. 

Pfarrer Daniel Schröder 

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