Gottesdienst zum 2. Advent und Nikolaus-Tag

Auf der Seite "Andachten" finden Sie einen einen Gottesdienst von Pfarrer Schröder zum Hören, die Predigt folgt hier als Text und am Ende wieder als PDF verlinkt.

Predigt zum 2. Advent und Nikolaus-Tag

Hört zur Predigt den Spruch für den Monat Dezember. Er steht im Buch des Propheten Jesaja im 58. Kapitel:

„Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!“
(Jesaja 58,7)

Liebe Gemeinde,

I. Nikolaus feiern?

Ich habe heute eine kleine Predigthilfe mitgebracht, die ich müden Auges in meinem Schuh fand. (Schokonikolaus) Vielleicht hat der ein oder andere eine ähnliche Entdeckung nach dem Aufstehen gemacht. Es ist Nikolaustag.

Doch, wieso feiern wir eigentlich Nikolaus? Ist das eigentlich in Ordnung, einen eigenen Tag für ei-nen Bischof aus dem 4. Jahrhundert zu begehen? Können wir da heute eigentlich mitmachen bei dieser Heiligenverehrung? Gerade wir als lutherische Christen?

Luther zumindest mochte den Nikolaus gar nicht gern. In der damaligen Frömmigkeit war der Heilige Nikolaus nämlich der Geschenkebringer schlechthin. Er dominierte die ganze Advents- und Weih-nachtszeit. Damit sollten schon die Kinder herangeführt werden an die umfangreiche Heiligenver-ehrung der damaligen Kirche. Das konnte Luther nicht gefallen. Ging es ihm doch stets darum, den Blick auf Christus zu weisen, weg von allem frommen Tun und allen menschlichen Sicherheiten – auch von allem Vertrauen auf Heilige. Also führte Luther und die ihm folgende Reformation das Christkind ein. Nun brachte dieses engelhafte Wesen die Geschenke. Ganz in biblischer Anlehnung an die Engel der Weihnachtsnacht, die in ihren Worten das große Geschenk brachten. Heute steht bekanntlich weder Nikolaus noch Christkind im Zentrum. Sondern der Weihnachtsmann. Coca-Cola lässt grüßen.

II. Nikolaus als Vorbild des Teilens ​​​​​​​

Also, sollte ich jetzt über den Nikolaus mal ganz schnell schweigen und ein anderes Thema anschla-gen? Nein, denn - ohne jeden Heiligenkult - kann das Leben des Bischofs Nikolaus von Myra uns etwas Wichtiges nahebringen. Nämlich das, wovon der Prophet Jesaja schon viele Jahrhunderte zu-vor gesprochen hat:

„Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!“

Jesaja ruft mit diesen Worten das Volk Israel zur Nächstenliebe auf. Er klagt über eine Frömmigkeit, die allein am Feiertag und in Ritualen besteht. „Glaube ist was für den Feiertag.“ So fern ist uns dieser Satz wohl nicht. Und dazu sagt Jesaja: Nein, der Glaube ist Alltag. Er muss raus ins Leben. Also, rede nicht allein von Nächstenliebe, sondern „Brich dem Hungrigen dein Brot…“

Bischof Nikolaus hat genau das getan. Viele Geschichten und Legenden ranken sich um sein Leben. Und manche sind ganz schön wundersam. Was davon Geschichte und was wundersame Heiligenle-gende, das muss uns nicht weiter beschäftigen. Aber seine Geschichten, die zeigen uns einen Men-schen, dessen Glaube ganz sichtbar wurde. Der seine Nächsten mit ihren Nöten in den Blick nahm und handelte.

Eine Geschichte erzählt z.B. davon, dass Nikolaus von Not in seiner Nachbarschaft erfuhr. Ein Vater war dort so arm, dass er kurz davor stand, seine Töchter auf dem Markt zu verkaufen. Als Nikolaus das hörte, zögerte er nicht lange. Er machte sich nachts auf. Im Gepäck einige geerbte Goldstücke. Als er an das Haus der armen Familie kam, sah er ein Fenster offen stehen. Schnell warf er für jede Tochter ein Goldstück in das Haus. Morgens wachten der Vater und seine Töchter auf und waren überglücklich. Ihre Not war gewendet. Eine schöne Geschichte, die hinter unserem Nikolausfest steht.

Das Leben des Nikolaus kann uns ein Vorbild sein in christlicher Nächstenliebe. Doch noch viel mehr als seine Taten möge uns der Glaube anstecken, der ihn dazu motivierte.

III. Gott teilt sich selbst aus

Denn sein und unser christlicher Glaube erzählt ja von einem Gott, der selbst mit beiden Händen teilt. Gott bricht dem Hungrigen das Brot, er gibt dem Elenden Obdach und kleidet den Nackten mit seiner Güte und Gerechtigkeit. Diesen Gott hat uns Jesus Christus verkörpert. Er gibt und teilt aus an seine Menschen. Wenn wir nun auf Weihnachten zugehen, dann wird das da aufs deutlichste sichtbar. Da können wir erleben, wie Gott seinen Blick liebevoll auf uns Menschen richtet und reich austeilt. Er teilt nicht allein sein Hab und Gut. Er teilt sein ganzes Leben. Gott wird Mensch, das bedeutet, Gott verlässt seine Gottheit. Alles teilt er mit uns. So heißt es in einem bekannten Weih-nachtslied: „Er wechselt mit uns wunderlich: Fleisch und Blut nimmt er an und gibt uns in seines Vaters Reich die klare Gottheit dran.“ So ist unser Gott, den wir an Weihnachten feiern. Er teilt mit uns alles, was er hat, selbst sein himmlisches Reich. Ganz selbstlos. Und warum? Weil sein Schöp-ferherz nicht anders kann, als für Dich zu schlagen. Er will, dass Du heil wirst.

IV. Weihnachtsvorbereitung mit dem Nikolaus

Aus dem Glauben an diesen wunderbaren Gott soll dann auch unser Blick sich heben für unseren Nächsten. „Erhebt eure Häupter, weil sich Eure Erlösung naht.“ Diesen adventlichen Aufruf haben wir heute aus dem Evangelium gehört. Vielleicht dürfen wir ihn heute auch so verstehen: Erhebt Eure Häupter vom ständigen Kreisen um euch selbst und erhebt eure Häupter zu dem, der neben Dir ist und Hilfe braucht. Gerade jetzt in der Pandemie brauchen wir dafür gar nicht weit in die Ferne zu schauen. Der Nächste, der Beistand brauchen kann, wohnt vielleicht direkt in der Nachbarschaft. So wie bei Nikolaus, der Not sah und teilte.

So können wir Nikolaustag feiern und uns an seine Weihnachtsvorbereitung erinnern. Dass wir uns anstecken lassen von dem Gott, der sich selbst austeilt in Jesus Christus. Er möge unser Herz immer wieder weit machen und unseren Blick erheben. Dass wir ihn in Vorfreude erwarten und aus dieser Freude füreinander da sind.

Amen.

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