Gottesdienst zum 2. Sonntag nach Epiphanias

Auf der Seite "Andachten" finden Sie einen einen Gottesdienst von Pfarrer Schröder zum Hören, die Predigt folgt hier als Text und am Ende wieder als PDF verlinkt.

Predigt zum 2. Sonntag nach Epiphanias

Hört Gottes Wort aus dem Johannesevangelium im 2. Kapitel

1 Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. 2 Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. 3 Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. 4 Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. 5 Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. 6 Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße. 7 Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. 8 Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister! Und sie brachten's ihm. 9 Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten's, die das Wasser geschöpft hatten –, ruft der Spei-semeister den Bräutigam 10 und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie trunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. 11 Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn. 12 Danach zog er hinab nach Kapernaum, er, seine Mutter, seine Brüder und seine Jünger, und sie blieben nur wenige Tage dort. (Johannes 2,1-11)

Liebe Gemeinde,

Szenen wie aus einer anderen Welt. Vielleicht habt Ihr diese Erfahrung in den letzten Wochen auch gemacht. Ich schaue Bilder oder Filme aus früheren Zeiten an und wundere mich. Da umarmen sich Menschen zur Begrüßung. Da sitzen gute Freunde dicht beisammen bei einer Flasche Bier. Da wird Hochzeit gefeiert und ausgelassen getanzt und gesungen. Ich sehe diese Bilder und denke: Szenen, wie aus einer anderen Welt. Und zugleich macht mich das traurig, weil ich denke: Ja, so sollte es doch bitte sein: Leben, Freude, Nähe anstatt Abstand und Isolation.

Ähnlich geht es mir, wenn ich in diesen Wintertagen die Geschichte der Hochzeit von Kana höre. Zwei Menschen feiern ihre Liebe und laden dazu all ihre Lieben ein. Vermutlich nicht nur einen Tag lang. Denn Hochzeiten wurden in biblischer Zeit bis zu sieben Tage lang gefeiert. Tage der Lebensfreude waren das. Irgendwie ziemlich fern in dieser beschränkten Zeit. Die Pandemie ist zurzeit eine richtige Freudenbremse.

Doch eine Freudenbremse erfuhr auch die Feier in Kana. Nach einigen Tagen war der Wein aus. Nun könnte man sagen: „Dann wird halt was anderes getrunken. Wasser ist vielleicht eh gesünder.“ Doch wenn der Wein ausging, hatte das eine größere Bedeutung. Es ging nicht darum, dass nun kein Alko-hol mehr da war. Wein war ein Symbol für Lebensfreude und Lebensfeier. Wein war ein Symbol für die Güte Gottes und der Schönheit des Lebens. So gut meint es der Schöpfer mit uns. Leere Weinfäs-ser waren also auch eine ganz schöne Freudenbremse.

Was war aber die Ursache der Freudenbremse? Hatte der Bräutigam schlecht vorgesorgt? Das mei-nen einige Ausleger dieser Geschichte. Vielleicht war es aber auch genau andersherum. Vielleicht hatte der Bräutigam sehr achtsam und maßvoll vorgesorgt. Doch die Feiergesellschaft hatte über ihren Durst getrunken. Vielleicht hatte sich manch einer maßlos berauscht an dem, was zur Freude gegeben war. Ganz ähnlich wie in unseren Tagen, wo die Pandemie auch die Konsequenz eines maß-losen Rausches ist. Der Rausch danach, auch die letzten Winkel der Natur zu besitzen und auszunut-zen. Der Rausch danach, alles immer überall haben zu wollen. Ja, die Pandemie ist auch die Konse-quenz unseres bisherigen Lebensstils. Und es ist zu hoffen, das wir nach dieser Zeit ein besseres Maß lernen.

Doch wie geht Jesus um mit der Freudenbremse in Kana? Maria, seine Mutter merkte es wohl als eine der Ersten, dass der Wein zuneige ging. Sie geht zu Jesus, weil sie ihm Großes zutraut. Er möge doch dem Bräutigam aus dieser peinlichen Situation helfen. Doch Maria bekommt eine Abfuhr. „Jetzt nicht!“ Jesus handelt zu SEINER Zeit. Maria wartet und hofft. Bitten – warten – hoffen, an Maria können auch wir uns ein Beispiel nehmen. Und dann handelt Jesus zu seiner Zeit und auf seine Art. Am Ende stehen Speisemeiter und Bräutigam erstaunt da. Ein viel besserer Wein in großer Menge.

Jesu Weinwunder hat schon viele Menschen die Stirn runzeln lassen. Jesus sorgt für die Fortsetzung eines Trinkgelages? Ganz schön anstößig. Doch darum geht es nicht. Die Wunder im Johannes-Evan-gelium werden allesamt Zeichen genannt. Sie sollen auf etwas Größeres hinweisen. Das Weinwunder zeigt uns: Jesus will unser Freudenmeister sein. Er ist nicht ein dauerernster Moralapostel, der den Belasteten nur neue Last auflegen will. Jesus kommt, um Leben und Freude in Fülle zu bringen.

Im Johannes-Evangelium gibt es viele Worte Jesu, die anzeigen, was Jesu größeres Ziel ist und wofür all seine Wunder Zeichen sind. So heißt es wenige Verse nach unserem heutigen Predigttext:

„Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh 3,16)

Ewiges Leben, darum geht es Jesus. Immer wieder reißt er im Johannes-Evangelium diesen Horizont auf. Doch mit ewigem Leben ist nicht allein eine ferne Zukunft gemeint, auf die wir uns vertrösten sollen. Nein, ewiges Leben meint das Leben in Gemeinschaft mit Gott, schon hier und jetzt. Das bringt Jesus in diese Welt und daran können wir im Glauben schon jetzt Anteil bekommen. So will er schon jetzt unser ewiger Freudenmeister sein. Indem er uns Gemeinschaft mit Gott schenkt. Gott kommt, ist und bleibt Dir nahe – wie auch immer das Leben gerade spielt. Aus dieser Gewissheit zu leben, das ist die Quelle tiefster Freude.

Nicht ohne Grund zieht sich durch die Bibel das feierliche Bild der Hochzeit. Jesus wird da als Bräuti-gam angekündigt und beschrieben. Gott lädt zur großen Hochzeit ein, zum ewigen Freudenfest. Da müssen alle Freudenbremsen einmal weichen. Leid, Traurigkeit und Tod haben da keine Zukunft. Szenen wie aus einer anderen, wunderbaren Welt. In Jesus Christus beginnt dieses Fest schon mitten unter uns.

Amen.

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