Gottesdienst zum 2. Sonntag nach Trinitatis

Auf der Seite "Andachten" finden Sie einen einen Gottesdienst von Pfarrer Schröder zum Hören, die Predigt folgt hier als Text und am Ende wieder als PDF verlinkt.

Predigt zum 2. Sonntag nach Trinitatis

21. Juni 2020, Lukas 14, 15-24 

 Hört Gottes Wort aus dem Lukas-Evangelium im 14. Kapitel: 

15 Da aber einer das hörte, der mit zu Tisch saß, sprach er zu Jesus: Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes! 16 Er aber sprach zu ihm: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein. 17 Und er sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist schon bereit! 18 Da fingen sie alle an, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. 19 Und ein andrer sprach: Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. 20 Wieder ein andrer sprach: Ich habe eine Frau geheiratet; darum kann ich nicht kommen. 21 Und der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen und Verkrüppelten und Blinden und Lahmen herein. 22 Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da. 23 Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde. 24 Denn ich sage euch: Keiner der Männer, die eingeladen waren, wird mein Abendmahl schmecken. (Lukas 14,15-24) 

Liebe Schwestern und Brüder, 

hmmm, riecht das gut: Frisch gebackenes Fladenbrot aus dem Steinofen. Die Brotkörbe sind voll und der Duft erfüllt den ganzen Raum. Lecker. Ein guter Wein ist aufgetischt und in die Karaffen gegeben. Viele kleine Leckereien stehen dabei: frische Oliven vom Hang, heute gepflückt. Datteln und Feigen. Und seine Spezialität: gebackene Linsen mit ordentlich Knoblauch. Was seine Gäste wohl zu diesem Mahl sagen werden. Der Gastgeber schaut auf seinen reich gedeckten Tisch und freut sich. Da klopft es an der Tür und sein Knecht steht vor ihm: „Es wird keiner kommen. Sie haben alle etwas zu tun.“ 

Was für eine Enttäuschung, liebe Gemeinde! Da hat sich dieser Mann solch eine Mühe gemacht und weder Zeit noch Geld gescheut. Er wollte gerne zusammen sein mit seinen Freunden und ihnen etwas Gutes tun. Doch dann sagt einer nach dem anderen ab. Der eine muss aufs Feld, der andere zu seinem Vieh, der letzte will in die Flitterwochen. Keiner kommt an den reich gedeckten Tisch. Was für eine große Enttäuschung für den Gastgeber. Wie können seine Freunde ihn nur so hängen lassen? 

Doch während ich beginne, mich so richtig über diese Freunde zu ärgern, merke ich: Einer von diesen könnte auch gut ich sein. Denn ihre Geschäftigkeit kenne ich auch ganz gut. Nicht, dass auf mich Vieh oder Acker wartet. Aber dass Tage so voll sind mit Aufgaben und Dingen, die noch zu erledigen sind, dass ich manchmal das Gefühl habe von einer zur anderen Sache 

zu hechten. Das kenne ich. Und ich weiß, dass es vielen anderen auch oft so oder so ähnlich geht. Da sind die Aufgaben, die noch für die Arbeit zu erledigen sind – manchmal auch nach Feierabend. Und dann ist da noch der Arzttermin. Und die Termine der Kinder. Und der Eheabend, der schon so oft ausfallen musste. Ach ja, und die Schule wollte auch noch irgendetwas. Oh man, und der Abwasch ist dran und die Waschmaschine noch voll Kram. Manchmal weiß man da nicht, wo einem der Kopf steht. Und dann kommt da diese duselige Einladung ins Haus. Ne echt, das passt jetzt so gar nicht. 

Ja, nicht auf jeden trifft diese Beschreibung zu. Für manch einen können Tage auch ganz schön lang werden, weil da nicht mehr viel zu tun ist. Da wäre so eine Einladung zu guter Gemeinschaft genau das Richtige: Endlich mal wieder unter Menschen sein. Zu dieser Einladung würde man nicht Nein sagen. 

All diejenigen aber, die das Gefühl der sog. Rush-Hour des Lebens kennen, lädt die heutige Geschichte des Evangeliums zu einer Unterbrechung ein. Lass dich unterbrechen und lass auch mal fünf gerade sein. Denn wenn Du nur von Aufgabe zu Aufgabe hetzt, kann es sein, dass Du dabei das Wichtigste verpasst. Ja, dass Du das Leben selbst verpasst. Manchmal ist es wichtiger, sich Zeit zu nehmen für die Einladung eines guten Freundes als ständig zu schaffen. Und dann kann man erleben, dass man nach einem guten Abend zusammen, zufrieden in sein Bett fällt. Ganz egal, ob der Abwasch schon gemacht ist oder noch nicht. Ja, manchmal ist es gut, sich unterbrechen zulassen, um nicht das Beste zu verpassen. 

Und das Evangelium erzählt uns von dem Allerbesten. Von der allerbesten Einladung des Lebens. Denn Jesus erzählt diese Geschichte vom opulenten Mahl und macht deutlich: Der dich hier einlädt, das bin ich. Jesus Christus deckt uns seinen Tisch und steht mit offenen Armen da: „Sei herzlich eingeladen!“ Wie gut, wenn wir uns von dieser Einladung immer wieder unterbrechen lassen. Zum Beispiel, wenn die Kirchglocken uns Sonntag für Sonntag zum Gottesdienst rufen. Sie sagen uns: Gott macht seine Arme weit und will Gemeinschaft mit Dir. 

Und das Faszinierendste: Gottes offene Arme kennen keine Grenze. Als die Freunde ihm nach und nach absagen, da lässt der Gastgeber seinen Knecht noch einmal ausziehen. Bis an die Landstraßen und Zäune sendet er seinen Knecht. Am Ende sitzt er zusammen bei Brot und Wein mit den Armen, den Blinden und Lahmen, den behinderten und ausgegrenzten Menschen. Was für ein Bild, wenn ich mir das so vorstelle. In diesen Tagen, wo an vielen Orten Menschen aufstehen gegen Ausgrenzung und Rassismus, da zeigt uns dieses Bild ganz deutlich: Gott grenzt keinen aus. An alle Enden der Welt geht seine Einladung. Er unterscheidet nicht nach Arm und Reich, nicht nach Bildung oder Geschlecht, nicht nach Hautfarbe oder Herkunft. Alle Menschen sind gleich vor Gott. 

Uns allen gilt seine Einladung zum Leben: Kommt, denn es ist alles bereit. Wohl dem, der ihm vertraut. Amen. 

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