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Gottesdienst zum 2. Weihnachtstag

Auf der Seite "Andachten" finden Sie einen einen Gottesdienst von Pfarrer Schröder zum Hören, die Predigt folgt hier als Text und am Ende wieder als PDF verlinkt.

Predigt zum 2. Weihnachtstag

Das Wort zur Predigt steht bei Jesaja im 52. Kapitel:

„Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt, der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König! Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und jubeln miteinander; denn sie werden’s mit ihren Au-gen sehen, wenn der HERR nach Zion zurückkehrt. Seid fröhlich und jubelt miteinander, ihr Trüm-mer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst. Der HERR hat offen-bart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unseres Gottes.“ (Jesaja 52,7-10)

Gott segne sein Wort an uns.

Liebe Gemeinde,

ein ganz altes Bild wird uns vor Augen gemalt an diesem Weihnachtsfest. Es führt uns von der Weihnachtskrippe erst einmal viele Jahrhunderte zurück in die Zeit des Alten Testaments. Doch von dort wirft dieses Bild ein Licht auf unser Heute und auf unser Weihnachtsfest. Diesen Weg möchte ich mitgehen.

Jerusalem im 6. Jahrhundert vor Christus. Die Stadt liegt in Trümmern. Noch immer. Jahrzehnte ist es bereits her, dass die ehrwürdige Hauptstadt gefallen war. Damals waren die starken Baby-lonier gekommen und hatten die Stadt umstellt. Erst gab es noch Gegenwehr. Aber irgendwann half kein Widerstand mehr. Die Stadt fiel und die führenden Personen des Volkes wurden ver-schleppt. Seit dieser tiefen Katastrophe war Jerusalem eine gebrochene Stadt. Wie eine große Depression liegt es auf der Stadt. Da ist kein Mut und keine Kraft, um die Trümmer wegzuschaffen für einen Neubeginn.

Plötzlich tönt eine Posaune laut. Einmal, zweimal, dreimal. Müde Köpfe erheben sich. „Was ist das?“ Die Wächter der Stadt eilen vor die Trümmer der alten Stadtmauer. Sie halten Ausschau. Da am Horizont entdecken sie einen Boten. Mit schnellen Schritten reitet er auf sie zu und schwenkt eine Fahne. Die Wächter schauen sich an und stecken die Köpfe zusammen: „Den ken-nen wir doch. Das ist doch einer von uns. Schaut auf sein Gesicht, hört seinen Ruf“. Eine große Freude legt sich auf ihre Gesichter. „Frieden, Heil, Gutes! Denn Zion, dein Gott ist König!“

Mit diesem alten Bild kündete der Prophet Jesaja das Ende des langen babylonischen Exils an. Die Zeit des Wartens wird ein Ende haben. Endlich gibt es Zukunft, endlich ist Rettung nah.

Ein altes Bild, das aber gerade in unseren Tagen hochaktuell ist. Nein, wir hören keine Posaunen blasen und keine Boten über die Berge kommen. Unsere Kommunikationswege sind andere. Wir haben es vor einigen Wochen aus den Nachrichten gehört oder über Social-Media: Der Impfstoff ist da. Da klang manch ein Nachrichtensprecher auch wie ein großer Freudenbote. Und unser Bundespräsident sprach vom Licht am Ende des Tunnels. Morgen geht es nun los mit den

Impfungen in unserem Land. Eine wirklich hoffnungsvolle Botschaft, die da unsere müden Köpfe aufrichtet. Bringt es endlich ein Ende des Wartens? Ein Ende des zertrümmerten Alltags? Ein Ende der schrecklichen Pandemie? Wir können nur hoffen und beten, dass die Freudenboten dieser Tage Recht behalten und wir auf bessere Zeiten zugehen.

Dass dieser hoffnungsvolle Aufbruch nun gerade an Weihnachten stattfindet, passt dabei sehr gut. Denn Weihnachten ist ja das Fest der Freudenboten. Von der allergrößten Freudenbotschaft dieser Welt hören wir da. Die Engel rufen sie nicht nur den Hirten zu, sondern auch uns: „Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Sohn Davids. … Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.“ Gott kommt in unsere Welt als Hei-land und als Retter. Jesus ist sein Name – Gott rettet. Er rettet, indem er es mit der größten Pan-demie der Menschheit aufnimmt. Er nimmt es mit dem Unfrieden auf. So sehr ist doch das Leben seit je her davon gekennzeichnet. Unser Blick auf Gott, unser Miteinander, unsere eigene Seele, wie schwer kommen wir da zum Frieden. Wie oft dominieren doch eher Eigensinn, Groll und Un-zufriedenheit. Da hinein spricht Gott, unser Schöpfer, sein Friedenswort: Euch ist heute der Hei-land geboren! Ehre sei Gott und Friede den Menschen!

Liebe Gemeinde,

auf welche Ohren treffen diese Worte. Wie werden die Freudenboten empfangen? Es ist ja zwei-erlei, wie die Botschaft lautet und mit welchen Ohren diese gehört wird. Im alten Jerusalem gab es Uneinigkeit, ob man den Freudenbotschaften trauen kann. Ob man wirklich wieder an die Ar-beit gehen sollte, die Stadt aufzubauen. Auch in den Diskussionen um die Corona-Impfungen er-leben wir geteilte Meinungen. Können wir dem Impfstoff trauen? Und ich denke auch bei der Weihnachtsbotschaft ist das nicht ganz anders. Auch die größte Freudenbotschaft dieser Welt ist in den Raum zwischen Vertrauen und Zweifel gestellt. Kann ich dem Freudenwort wirklich trauen? Kann ich dem Freudenboten trauen? Spricht nicht viel zu viel dagegen, dass es Frieden werden kann?

„Seid fröhlich und jubelt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk ge-tröstet und Jerusalem erlöst. Der HERR hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen der Völ-ker, dass aller Welt Ende sehen das Heil unseres Gottes.“

Diese Worte Jesajas will auch mir an diesem Weihnachten gesagt sein lassen. Lass die Freude zu und den Jubel über Gottes Freudenbotschaft. Wag den Sprung ins Vertrauen, dass es Frieden werden kann. Und warum? Weil Gott es nicht bei Worten belassen hat. Er ist Mensch geworden - greifbar, sichtbar, hörbar. Davon berichtet uns die Bibel. Mit Jesu Leben beginnt Gottes Frie-densschluss mit dieser Welt. Mögen wir seiner Freudenbotschaft in diesen Tagen trauen und das Weihnachtsfest in unserem Herzen fröhlich feiern.

Amen.

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