Gottesdienst zum drittletzten Sonntag im Kirchenjahr

Auf der Seite "Andachten" finden Sie einen einen Gottesdienst von Pfarrer Schröder zum Hören, die Predigt folgt hier als Text und am Ende wieder als PDF verlinkt.

Predigt zum drittletzten Sonntag im Kirchenjahr

Gebet:
Herr, dein Wort sei unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unse-rem Wege. Amen. 

Liebe Gemeinde, 

wie schön wäre es doch, wenn wir ab und zu einen Blick in die Zukunft werfen könnten. Einfach jetzt schon mal wissen, was auf uns zukommt. In der vergangenen Woche haben wir gespannt über den Ozean ge-schaut und wollten wissen: Was wird die US-Wahl am Ende für ein Ergebnis bringen? Schon lange und wohl noch lange ist da die Frage: Wie geht er weiter, der Weg durch die Pandemie? Und ebenso wichtig: Welche Folgen des Klimawandels werden wir in den nächsten Jahren erleben und wie können wir da ge-gensteuern? Der Wunsch, einmal kurz in die Zukunft zu schauen, er stellt sich ebenso im Privaten. Ach, wenn ich doch nur wüsste, wie sich der Streit in der Familie oder die Aufgabe im Beruf noch entwickeln wird. Es wäre doch hilfreich: Einfach einmal kurz in die Zukunft zu schauen. 

Nicht ohne Grund gibt es Wahlprognosen und Zukunftsforscher, die genau solch einen Blick in die Zukunft suchen. Sie wollen etwas mehr Klarheit über das, was auf uns zukommt. Denn das Leben ist ja davon geprägt, dass wir mit viel Ungewissheit leben müssen. Ich stehe morgens aus dem Bett auf und weiß nicht mit Sicherheit, was mir heute begegnen wird. Wird es Grund zur Freude geben? Wird es Grund zur Trauer geben? Vielleicht erinnern wir uns an Erlebnisse, die uns so richtig aus heiterem Himmel getroffen haben. So ist das Leben. Wir haben keine letzte Sicherheit über unser Heute und Morgen. 

Auch in der Geschichte der Kirche gibt es diese Suche nach Sicherheit. Da wollten auch Christen Klarheit haben, wie der Lauf der Welt und ihres Lebens weiter gehen wird. Ja, dieses eine Wort hatten sie: Dass am Ende aller Zeiten Jesus, ihr Heiland, selbst wiederkommen würde. Dieses Wort unseres Herrn hat die Kirche seit je her im Glaubensbekenntnis festgehalten und bekannt. Und doch wollte manch einer es noch genauer wissen. Da wurden Daten errechnet für Jesu Wiederkommen. Und es wurden Pläne entworfen, was wie wann wo geschehen wird. 

Paulus schreibt der Gemeinde in Thessaloniki dazu: 

1 Von den Zeiten aber und Stunden, Brüder und Schwestern, ist es nicht nötig, euch zu schreiben; 2 denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht. 3 Wenn sie sagen: »Friede und Sicherheit«, dann überfällt sie schnell das Verderben wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entrinnen. 4 Ihr aber seid nicht in der Finsternis, dass der Tag wie ein Dieb über euch komme. 5 Denn ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis. 6 So lasst uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein. 7 Denn die da schlafen, die schlafen des Nachts, und die da betrunken sind, die sind des Nachts betrunken. 8 Wir aber, die wir Kinder des Tages sind, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil. 9 Denn Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesus Christus, 10 der für uns gestorben ist, damit, ob wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben. 11 Darum tröstet euch untereinander und einer erbaue den andern, wie ihr auch tut. (1.Thessalonicher 5,1-11) 

Die Thessalonicher bekommen von Paulus keinen festen Plan und kein Datum gesagt, auf das sie dann einigermaßen sicher zuleben könnten. Sie bekommen keinen genaueren Blick in die Zukunft. Stattdessen bleibt auch für sie die Unsicherheit des Lebens bestehen. Im Glauben sind auch wir nicht herausgenom-men aus dem unsicheren Lauf der des Lebens. Auch wir stehen morgens auf und wissen nicht genau, was uns alles begegnen wird. Auch wir müssen mit den Herausforderungen des Heute umgehen ohne um das Morgen schon genau zu wissen. Auch wir haben ihn nicht, den Blick in die Zukunft. 

Aber etwas anderes haben wir, daran erinnert Paulus: Wir haben den Blick AUS der Zukunft. In der Nach-folge Jesu dürfen wir nämlich erfahren, dass aus der Zukunft und der Ewigkeit ein Blick auf uns geworfen ist. Bei Paulus klingt das so: 

9 Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesus Christus, 10 der für uns gestorben ist, damit, ob wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben. 

In Jesus Christus hat Gott seinen Blick in unsere Zeit und auf uns geworfen. Und dieser Blick aus Gottes Zukunft ist voll Seligkeit, voll Liebe und Annahme. Jesus Christus für uns gestorben, damit wir Leben ha-ben. Durch Jesu freundlichen Blick, dürfen wir schon heute gewiss werden: Mit Christus werden wir leben in Ewigkeit. 

Und so ist unser Morgen eben doch nicht nur unsicher. Seit unserer Taufe ist über unser Leben die Ge-wissheit geschrieben, dass am Ende von allem Gott und sein Heil steht – nichts anderes. Von dieser Ge-wissheit will ich heute etwas mitnehmen. Ich möchte gerne ernst nehmen, was wir jeden Sonntag im Gottesdienst bekennen und mich daran fest machen, dass am Ende aller Dinge Jesus Christus steht, mein Heiland. 

Und das wirft dann ein Licht auch schon in unser Heute, das manchmal ganz schön dunkel ist. Paulus nennt uns „Kinder des Lichts und Kinder des Tages“. Denn in Jesus Christus ist Gottes Reich schon mitten unter uns. Wir dürfen in ihm sehen, was das Ende all unserer Zukunft sein wird: Heil und Seligkeit. 

Das lässt anders ins Leben gehen. Ja, die Unsicherheiten des Lebens bleiben bestehen. Aber wir können ihnen neu begegnen: 

8 Wir aber, die wir Kinder des Tages sind, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil. 

Nüchtern zu sein ist hier nicht zuerst körperlich gemeint. Es meint vielmehr eine Gelassenheit der Seele. In den Ungewissheiten des Lebens gelassen bleiben und unaufgeregt. Das geht nur, wenn Gott uns dazu ausrüstet. Paulus spricht vom Panzer des Glaubens und der Liebe und dem Helm der Hoffnung. Gelassen-heit ist im Glauben. Denn da kann ich vertrauen, dass Gott bei mir ist in Freud wie in Leid. Gelassenheit ist in der Liebe. Denn ich bin nicht allein auf dem Weg, sondern kann Trost und Hilfe erfahren. Gelassen-heit ist in der Hoffnung. Denn an meinem Ende ist nicht Unheil oder das Nichts, sondern Gottes Liebe in Jesus Christus. 

So von Gott bekleidet können wir gelassen in unser Morgen gehen. Ohne klaren Blick in die Zukunft. Aber mit der Gewissheit: Gottes Blick ist auf uns und bleibt es in Ewigkeit. 

Amen.

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