Gottesdienst zum letzten Sonntag nach Epiphanias

Auf der Seite "Andachten" finden Sie einen einen Gottesdienst von Pfarrer Schröder zum Hören, die Predigt folgt hier als Text und am Ende wieder als PDF verlinkt.

Predigt zum letzten Sonntag nach Epiphanias

Hört Gottes Wort aus dem 2. Petrusbrief im 1. Kapitel:

16 Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundge-tan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen. 17 Denn er emp-fing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlge-fallen habe. 18 Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge. 19 Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen. (2. Petr. 1,16-19)

Liebe Gemeinde,

alles nur ein frommes Märchen? Diese Frage stellt sich dem 2. Petrusbrief. Inzwischen sind Jahrzehnte vergan-gen seit Jesu Leben, Tod und Auferstehung. Viele Christen der ersten Generation sind nicht mehr da. Und was war eigentlich mit Jesu Verheißung, bald wiederzukommen? Nichts zu sehen davon. Irgendwie war doch alles beim Alten geblieben. Also, alles nur ein frommes Märchen aus vergangenen Tagen. So reden die Menschen, mit denen sich Petrus auseinandersetzt.

Alles doch nur ein frommes Märchen? Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir diese Frage so oder so ähnlich auch kennen. Wenn wir unseren Glauben bekennen und davon reden, dass Jesu Tod und Auferstehung bis heute Bedeutung für unser Leben hat. Dass wir seiner Lebensmacht vertrauen und auch selbst auf ewiges Leben bei ihm hoffen. Dann reagieren nicht wenige Mitmenschen mit Verwunderung. Und ehrlich gesagt ist mir diese Verwunderung manchmal auch nicht fern. Woher nehme ich eigentlich die Gewissheit, dass an der ganzen Ge-schichte mit Gott wirklich etwas dran ist? Kann ich es beweisen? Mir und anderen? Oder doch alles nur ein frommes Märchen?

Nein, worauf wir bauen und was wir verkündigen ist eben nicht ausgedacht, sondern gesehen, gehört, erlebt. Der Verfasser des Petrusbriefes macht es ganz deutlich:

16 Wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen un-seres Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen.

Mit eigenen Augen zu sehen und mit eigenen Ohren zu hören, das gilt in unserem Gerichtswesen als zuverläs-sigstes Zeugnis. Wer bei einem Vorfall dabei war und es so richtig gesehen und gehört hat, auf dessen Wort ist Verlass.

In unseren Tagen stellt sich ja auch angesichts der Corona-Pandemie oftmals die Frage, auf wessen Wort eigent-lich Verlass ist. Manche erzählen Geschichten von einem deep state, für den unsere Politiker arbeiten, um uns zu entrechten. Corona sei ihre Erfindung. Andere Menschen lassen sich auf solch ein Märchen nicht ein. Aber zugleich sind sie sich sicher: Mehr als eine übliche Grippe ist das Ganze auch nicht. Die Politiker übertreiben maßlos. Also, wessen Meinung und Worten soll ich denn eigentlich vertrauen? Was mich am meisten überzeugt hat, sind Gespräche mit Augenzeugen. Der Bestatter, der voll mit Arbeit ist. Der Lungenfacharzt, der mir von seiner Arbeit berichtet. Vor allem aber Erkrankte, die mir teilgeben an ihrem Ergehen. Ich nehme das Virus ernst, weil mich die Menschen überzeugen, die es mit eigenen Augen gesehen und am eigenen Leib erlebt ha-ben.

Augenzeugenschaft ist verlässlich. Darauf verweist Petrus: „Was wir Euch verkünden, Jesu Macht und Wieder-kunft, ist nicht ein ausgedachtes Märchen. Wir selbst haben seine Macht mit unseren eigenen Augen gesehen und mit unseren eigenen Ohren gehört.“ Petrus verweist auf dieses wundersame Ereignis, das wir heute im Evangelium gehört haben. Jesus ist mit seinen Jüngern Petrus, Johannes und Jakobus auf einen Berg gestiegen. Plötzlich wird alles hell um Jesus herum. Die Zeugen des Alten Testaments, Mose und Elia, sind da und reden mit ihm. Und dann ist da die Stimme vom Himmel: Das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören.“ Die Jünger hatten Gottes Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren ge-hört. Und darum staunen sie und wollen am Liebsten für immer hier auf dem Berg bleiben. Aber ziemlich bald geht das normale Leben weiter. Doch, was sie gesehen und gehört hatte, das behielten sie ganz tief im Herzen. In diesem Jesus ist Gott selbst uns nah.

Liebe Gemeinde,

ach ja, das wäre doch schön, mit solch einem Erlebnis im Rücken leben und glauben zu können. Wenn ich Gottes Herrlichkeit so eindeutig erlebt hätte wie Petrus, würde es mir doch sicher einfacher fallen zu vertrauen und Gott vor meinem Mitmenschen zu bekennen. Aber so erlebe ich es nun einmal nicht. Ich gehöre nicht zur ersten Christenschar, die Jesus so leibhaftig erlebt, gesehen und gehört hat.

Und doch, lieber Christ im 21. Jahrhundert, hast auch Du ein Gotteslicht bei dir. Daran erinnert Petrus.

19 Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen.

Petrus weist uns auf das prophetische Wort hin. Damals meinte er damit wohl die Schriften des Alten Testa-ments. Das war die Heilige Schrift, die er kannte. Heute können wir das Neue Testament hinzuzählen. Auf diese biblischen Schriften sollen wir achtgeben wie auf ein Licht in der Dunkelheit. Denn sie sind unser Zugang zur Augenzeugenschaft der Propheten und Apostel. In ihren Berichten, in ihren Geboten und Verheißungen, scheint etwas von Gottes Herrlichkeit auch in unsere Zeit. Und damit sind sie etwas ganz Wertvolles. Darum lesen wir sie und darum hören wir von Ihnen im Gottesdienst und in der Predigt.

Das biblische Zeugnis ist wie ein Licht an einem dunklen Ort, so sagt es Petrus. Die Worte, die wir da lesen und hören, sie geben Hoffnung, wo wir zu verzagen drohen. Sie geben Ausrichtung, wo wir den Weg nicht wissen. Sie sind wie eine Fackel in der Nacht, die uns den Weg zeigt. Gut, wer auf solch ein Licht Acht hat. Einmal aber wird es Tag werden. Und dann werden wir selbst zu Augenzeugen der göttlichen Herrlichkeit werden. Dann werden wir sehen und hören, was wir geglaubt haben. Bis dahin gründen wir uns auf die Augenzeugenschaft der Propheten und Apostel, wie sie uns in der Bibel begegnet.

Petrus spricht aber nicht nur vom kommenden Tag. Er spricht auch vom Morgenstern, der aufgeht in unseren Herzen. Der Morgenstern scheint vor dem Sonnenaufgang. Ein wunderbares Bild dafür, dass Gott es eben auch schon heute im Hier und Jetzt schenkt, dass es Licht wird - in unseren Herzen. Vielleicht kommt Dir manch eine Stunde in den Sinn oder ein ganz besonderes Bibelwort, dass so voll dein Herz getroffen hat. Wo Du Gottes Licht und Wärme erfahren hast. Das ist dann wohl Herzenszeugenschaft.

Gott lässt sich erfahren. Damals seinen Propheten und Aposteln so ganz unmittelbar. Heute, wenn uns sein Wort zu Herzen geht und es hell macht. Und einmal in Ewigkeit, wenn wir seine Herrlichkeit sehen werden. Durch Jesus Christus, unseren Herrn und Heiland.

Amen.

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