Große Freude in Bechtheim/Taunus
Seit über zehn Jahren war sie verstummt, die Glocke der Bechtheimer Kapelle in der Hünfelder Straße. Die dortige Filialgemeinde gehört zur Limburger St. Johannes Gemeinde und ist das einzige Gotteshaus der SELK im Rheingau-Taunus-Kreis. Zwar verfügte das recht unauffällige Gebäude in ihrem Glockenturm seit der Erbauung im Jahre 1949/50 über eine Glocke, diese war jedoch nur durch Handbetrieb mit einem Glockenseil zu bedienen. Das traute sich über Jahre hinweg nur noch das Gemeindeglied Gustav Schneider zu. Da die Glocke hoch in der Spitze des Glockenturmes hing, waren die Schwingungen sehr schwer im Handbetrieb zu steuern.
Nach dem Tod von Herrn Schneider im Jahre 1994 versuchten zwar einige Nachfolger sich am Seil; sie mussten jedoch erkennen, dass es eine besondere Geschicklichkeit erforderte, damit umzugehen. Die Vibrationen in der Spitze des Turmes verunsicherten mögliche Glockenläuter zusätzlich. Jahre vergingen und der besondere Klang der lutherischen Stahlglocke geriet zunehmend in Vergessenheit.
Die kleine Kapelle erwies sich dann aber als zunehmend attraktiv, da ihre Größe geringe Kosten der Bauunterhaltung verursachte. Hinzu kam, dass die Katholiken die lutherische Kapelle nutzten durften, da sie ihre eigene Bechtheimer Kirche gar verkaufen mussten.
Schließlich waren es einige Mitglieder der SELK, die bei ihren runden Geburtstagen auf die Idee kamen, anstatt eigene Geschenke anzunehmen, Spenden für den Zweck der Elektrifizierung der Glocke zu sammeln, um somit den Haushalt der Kirchengemeinde nicht zusätzlich zu beanspruchen.
Die Verbindung zu einer Fachfirma im Glockenbau war schnell hergestellt, da in der evangelischen Kirche im Ort regelmäßig Wartungen von einer Fachfirma aus Flörsheim vorgenommen werden und diese Spezialisten sich schnell bereit zeigten, hier Unterstützung zu geben. Nachdem die Gelder bereit standen, wurde der Wunsch vor Weihnachten 2013 wieder die Glocken erklingen zu lassen, in die Tat umgesetzt. Die elektronischen Vorarbeiten erledigte eine ortsansässige Firma. Diese hatte sich gut abgestimmt mit den Fachleuten aus Flörsheim.
Neben der Elektrifizierung konnten auch statische Verbesserungen im Turm vorgenommen werden.[nbsp]Versuchsweise wurde zum Abendmahlsgottesdienst am 15.12.2013 erstmals wieder geläutet.[nbsp]Voller Freude wurde der Klang der Glocke in Bechtheim wahrgenommen und Pfarrer Wolf hatte schöne besinnliche Worte auf dieses bewegende Ereignis gefunden („die Seele schwingt mit dem Klang der Glocke“).[nbsp]Diese Schwingung wurde während des „Vaterunsers“ nochmal aufgenommen und voller Dankbarkeit hatten die Gottesdienstbesucher diesen denkwürdigen Akt in ihren Herzen mit nach Hause getragen.
Zu Weihnachten wird dieses freudige Ereignis im Festgottesdienst zu einer besonders frohen Stimmung beitragen.
Wolfgang Weber