Palmarum

Auf der Seite "Andachten" finden Sie einen einen Gottesdienst von Pfarrer Schröder zum Hören, die Predigt folgt hier als Text und am Ende wieder als PDF verlinkt.

Predigt zum Sonntag Palmarum

1 Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. 2 In diesem Glauben haben die Alten Gottes Zeugnis empfangen. (…) 1 Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns umstrickt. Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns be-stimmt ist, 2 und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes. 3 Gedenkt an den, der so viel Wider-spruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, dass ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst. (Hebräer 11,1-2; 12-1-3)

Liebe Gemeinde,

was ist eigentlich Glaube? Im Konfirmanden-Unterricht ist das für mich immer wieder eine ganz wichtige Frage. Mit den Konfirmanden zu überlegen, was wir damit eigentlich meinen, wenn wir sagen: „Ich glaube,…“ Wenn wir uns mit dieser Frage auseinandersetzen, dann lässt sich feststellen, dass es da ganz verschiedene Bedeutungen gibt. „Ich glaube“, das kann so viel bedeuten wie „Ich weiß es nicht, ich glaube es halt.“ Also eine Form des Halbwissens oder des Vermutens. Aber meine wir das, wenn wir vom Glauben sprechen? „Ich glaube Dir“. Das klingt noch einmal anders. Glaube ist hier eher so etwas wie Verlässlichkeit und Vertrauen. Damit kommen wir unserem Glauben doch schon viel näher. Der Hebräerbrief gibt auch eine Beschreibung dessen, was Glaube ist.

Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.

Glaube hat mit dem zu tun, was wir nicht sehen, nicht greifen, nicht beweisen können. Es hat mit dem zu tun, was hinter unserer wahrnehmbaren Welt steckt. Aus dem Griechischen kann man auch so übersetzen: Glaube ist die Wirklichkeit des Erhofften und die Gewissheit des Nicht-Sichtbaren.

Nun, was sollen wir dazu sagen zu dieser Definition? Viele Menschen halten einen solchen Glauben für Quatsch. Wenn Glaube nur mit dem Nicht-Sichtbaren zu tun hat, dann ist der Glaube doch auch ein Nichts, eine fromme Einbildung. Denn nur, was ich sehen und beweisen kann, hat Bedeutung.

Doch wir können es auch genau umdrehen: Weil der Glaube mit dem Nicht-Sichtbaren zu tun hat, ist er Alles, die größte Kraft der Welt. Wie meine ich das? Der Glaube ist die größte Kraft der Welt, gerade weil er über unsere so begrenzte und beschränkte Wirklichkeit hinausgreift. Weil er für uns einen Lebensraum aufreißt, der nicht von Krankheit und Tod so schmerzhaft begrenzt ist. Weil er Hoffnung schafft auch in aussichtloser Situation. Jesus sagte einmal: Alles ist möglich, dem der da glaubt. (Markus 9,23)

Und es gibt zahlreiche Beispiele dafür, wie Menschen gerade durch diesen Glauben die schlimmsten Um-stände ertragen haben. Der Hebräerbrief fährt fort indem er an eine große Reihe biblischer Glaubenszeu-gen erinnert und ihre Geschichte erzählt: Noah, Abraham, Mose. Menschen, die aus dem Glauben gelebt und auch unter schwierigen Umständen die Hoffnung behalten haben.

Der Hebräerbrief spricht wunderschön von der Wolke der Zeugen, die uns in unserem Glauben umgibt und uns im Glauben helfen kann. Das hat nichts mit Heiligenverehrung zu tun. Sondern damit, mir bewusst zu machen, dass ich nicht alleine den Weg des Glaubens gehe. Dass es Menschen gibt, an denen ich die Zu-verlässigkeit des Glaubens abschauen kann.

Und diese Wolke der Zeugen, die können wir in unsere Zeit hinein verlängern. Denken wir z.B. an Martin Luther, an Paul Gerhardt, an Dietrich Bonhoeffer. Auch Zeugen des Glaubens. Und in deinem Leben? Wer gehört mit zu deiner ganz persönlichen Wolke des Glaubens? Vielleicht die Oma, der alte Mann aus der Nachbarschaft, das kleine Kind mit hoffnungsvollen Augen? Eine lohnenswerte Frage.

Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns umstrickt. Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist,

Der Hebräerbrief malt die Wolke des Glaubens um uns, weil er weiß, wie schwer das Glauben auch sein kann. Ja, dass es sogar zu einem Kampf werden kann. Wenn so vieles dagegen spricht, dass dieser Raum des Erhofften überhaupt existiert. Wenn die Erfahrung einfach zu sehr dagegen spricht, dass Gott da ist und dass er uns freundlich ist. Oder wenn meine eigene Schwachheit mich verzweifeln lässt. In solcher Zeit kann es helfen, für einmal von meinem eigenen Glauben abzuschauen und mich durch meine Mitchristen und Mitchristinnen tragen zu lassen. Und dann umgeben von der Wolke der Zeugen wieder neuen Mut und neue Hoffnung zu fassen.

Doch wenn allein das unser Rezept wäre gegen einen mutlosen und ermüdeten Glauben, dann wären wir arm dran. Wenn es allein darum ginge, immer wieder neu die Kraft zum Glauben zusammen zu nehmen, dann wäre das Ende dieses Mühens schnell im Blick. Der Hebräerbrief setzt zu seinen motivierenden Zeilen darum auch ganz tröstliche Zeilen.

und (lasst uns) aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes. 3 Gedenkt an den, der so viel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, dass ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst.

Aufsehen zu Jesus Christus, das ist der beste Rat für umkämpften und ermüdeten Glauben. Denn bei ihm sehen wir das beste Beispiel des Glaubens. Des Vertrauens auf den Vater auch in schwierigster Zeit. Gerade in der nun kommenden Karwoche wird uns ja Jesu Leid und Tod vor Augen geführt, das er im Vertrauen auf seinen Vater ertrug. Welch Beispiel des Glaubens und der Treue.

Doch Jesus ist uns nicht vor allem Beispiel des Glaubens, dem wir dann wieder aus eigener Kraft nachfolgen müssten. Der Hebräerbrief sagt vielmehr: Er, der Sohn Gottes, ist der Anfänger und Vollender unseres Glau-bens. Unser Glaubenskampf ist umgeben von Jesu Kampf um uns. Er hat durch seine Auferstehung den Anfang unseres Glaubens geschaffen. Und in unserer Taufe wurden wir in sein Sterben und Auferstehen hineingetauft. Am Anfang unseres Glaubens stand also Jesus Christus. Und ebenso wird er, der Auferstan-dene, auch am Ende unseres Glaubens stehen. Denn der in uns angefangen hat das gute Werk des Glau-bens, er wird es gewiss auch vollenden, bis in Ewigkeit.

Amen.

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